Leiffmann & Co.

Textil- und Modewarengeschäft (Manufakturwarengeschäft)
Wermingser Straße 8 - 10
Auszug aus: Marcus Kiel, Stadt Iserlohn (Hrsg.), Ein temporäres Denkmal zur Erinnerung an jüdisches Leben in Iserlohn, Katalog zur Ausstellung 20. August bis 17. September 2000, Alter Rathausplatz Iserlohn. Die Artikel über die jüdischen Geschäfte in der Wermingser Str. wurden verfasst von Götz Bettge, Archivar der Stadt Iserlohn.

Das Geschäft wurde 1874 oder früher von Heinrich Leiffmann (* 1805 Unna, + 1926 Iserlohn?) in der Mühlenstraße 1 gegründet. Im Adressbuch von 1888 wird erstmals der Standort Wermingser Straße angegeben. Vermutlich im September 1897 trat der Kaufmann Max [Meyer?] Stern(*1867 Linden / Kr. Hattingen, + 1927) in das Geschäft ein.

Wohl zum gleichen Zeitpunkt wurde auch Benndix Eichengrün (* 1866 Gehrden / Kr. Warburg) Teilhaber des Geschäfts. Er hatte zuvor in diesem Geschäft eine kaufmännische Lehre abgeschlossen. Benndix E. war mit Ida Deutsch (* 1873) verheiratet. Das Ehepaar hatte zwei Kinder.

Carl August (*1899) schloss nach dem Schulbesuch eine kaufmännische Ausbildung ab und war etwas ab 1929 im väterlichen Geschäft tätig. 1938 wurde er für drei Wochen im KZ Oranienburg inhaftiert. Am 14. Januar 1939 wanderte er über England in die USA aus. Die Schwester Gertrude (* 1906) war mit dem 1902 in Rheydt geborenen Kaufmann Bernhard Stein verheiratet. Er war u.a. von 1929 bis 1932 als Abteilungsleiter des Kaufhauses Gebr. Alsberg in Iserlohn beschäftigt. Im Juni 1937 konnte er in die USA auswandern. Seine Frau und die Tochter folgten im Dezember 1938.

Die Eltern wurden am 28. Juli 1942 deportiert, nachdem sie im Januar 1940 ins Haus Kluse 18 umziehen mussten. Sie verstarben am 1. Sept. 1942 im KZ Theresienstadt. Nach dem Adressbuch von 1939 befand sich im Haus Nr. 8 ein Koffer- und Lederwarengeschäft und im Haus Nr. 10 ein Uhren- und Goldwarengeschäft.


Frau Ilse Reese, früher wohnhaft in der Wermingser Straße 6, berichtet, dass sie in ihrer Kinderzeit mit der Tochter von Bernhard Stein und Gertrude Stein auf dem Dachbalkonen der Häuser Wermingser Straße 6 und 8 gespielt hat. Aus Angst vor Repressalien durfte die Tochter im Jahr 1938 nicht auf die Straße.