Wermingser Straße 15

Schülerinnen und Schüler der Realschule am Hemberg unter Leitung von Uta Mayer recherchierten über das Schicksal der

Eheleute Bertha und Sally Becker



1. Auszug aus: Marcus Kiel, Stadt Iserlohn (Hrsg.), Ein temporäres Denkmal zur Erinnerung an jüdisches Leben in Iserlohn, Katalog zur Ausstellung 20. August bis 17. September 2000, Alter Rathausplatz Iserlohn. Die Artikel über die jüdischen Geschäfte in der Wermingser Str. wurden verfasst von Götz Bettge, Archivar der Stadt Iserlohn.

Anlässlich des 25. Jubiläums als Vorsteher der Synagogengemeinde dankte am 18. Januar 1933 Oberbürgermeister Gertenbach Sally Becker für seine "treue karitative Mitarbeit" in der städtischen Wohlfahrtskommission.

Der Zeitungsartikel schloss mit dem Wunsch: "dass es Herrn Becker, der sich auch bei den übrigen Konfessionen größter Wertschätzung erfreut, vergönnt sein möge, im Dienste seiner Gemeinde und in der Arbeit am Gemeinwohl noch lange segensreich zu wirken."

Im April 1879 kam der Lehrer und Rabbiner Sally Becker nach Iserlohn, um hier in seinem Beruf zu arbeiten. Erheiratete kurz nach seiner Ankunft Henriette Platz, Inhaberin eines Weißwarengeschäfts, bedingt durch diese Heirat gab er dann sein ursprüngliches Berufsziel auf. Nach dem Tod seiner Frau heiratete er zu Beginn des Jahres 1900 Bertha Meyer. Sie war während des 1. Weltkriegs als Pflegeschwester im Lazarett auf der Alexanderhöhe eingesetzt. Für ihre Verdienste wurde sie mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse ausgezeichnet. Als nach 1933 die Terrormaßnahmen zunahmen, veranlassten die Eltern ihre Tochter und die beiden Söhne Deutschland zu verlassen. Der jüngste Sohn Fritz gelangte mit einem Kindertransport nach England. Er älteste Sohn Heinz wanderte über die Niederlande und die Schweiz in die USA aus. Der Tochter gelang ebenfalls die Ausreise in die USA. Sally und Bertha Becker, sie wohnten zuletzt im Hinterhaus Wasserstr. 16, wurden am 27. April 1942 verhaftet.

Während der Deportation wurde das Ehepaar getrennt.
Sally Becker kam in das Konzentrationslager Auschwitz, seine Frau kam in ein bislang unbekanntes Lager in Polen. Bis zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung hatte sie gehofft, ebenso wie ihre Kinder auswandern zu können. Mit Wirkung vom 8. Mai 1945 wurden sie amtlicherseits für tot erklärt.

Nach dem Adressbuch von 1939 waren ein Geschäft für Tisch-, Leib- und Bettwäsche sowie Herrenartikel und ein Stahlwarengeschäft in dem Haus untergebracht.

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